Ach, immer diese Öko-Tante mit ihrem Arten- und Klimaschutzgedöns… Das wird sich so mancher meiner Mitmenschen denken, wenn ich mich über die geplante Fällung der kleinen Linde im Stadtpark ärgere. Doch für alle, denen weder das Klima noch die Tier- und Pflanzenwelt am Herzen liegen, habe ich seit heute noch ein ganz neues Argument parat: mit jeder Fällung wird auch eine ganze Stange Geld in den Sand gesetzt! Aber von vorne:

Wegen der geplanten Fällung der Friedens-Linde im Stadtpark rief mich heute ein Bekannter an, seines Zeichens Baumsachverständiger. Er wies mich auf einen interessanten Aspekt hin, den ich bisher noch gar nicht auf dem Schirm hatte: ein Baum hat neben dem ökologischen auch einen monetären Wert, der nach der „Baumwertwertermittlung“ (nach Koch) berechnet werden kann — allerdings nur von Fachleuten. Diese Berechnung kommt beispielsweise zum Einsatz, wenn ein Baum — egal, ob mutwillig oder versehentlich — beschädigt wurde und ersetzt werden muss.

Der „Friedensbaum“

Um den Wert des Baumes zu ermitteln, werden in einem Berechnungsformular die Kosten für Pflanzung, Pflegekosten etc. zum „Grundpreis“ des Baumes hinzugerechnet. Je älter der Baum, desto mehr „Zinsen“ häuft er an. Für den „Friedensbaum“, der schätzungsweise 15-20 Jahre alt ist, kämen laut dieser Berechnung ca. 4.000-6.000 € zusammen. Man bedenke: Das ist Steuergeld, das einfach so kaputt gemacht wird!

Und damit nicht genug: Wenn ich die Pläne des Landschaftsarchitekten richtig interpretiere, scheint ja zusätzlich das kleine „Wäldchen“ am Waschhaus vernichtet zu werden, um Platz für das neue Rampendach der Tiefgarage zu schaffen. Dort stehen unter anderem ein riesiger Eschenahorn, eine stattliche Eiche und ein großer Ahorn, die schon recht alt sein dürften… insgesamt komme ich auf sechs große Bäume. Wie viel Geld diese wohl nach oben genannter Berechnungsmethode wert sind? Vielleicht findet sich ja jemand, der das für mich ausrechnet. Aber wenn schon die „mickrige“ Linde mit (mindestens) 4.000-6.000 € beziffert wird, dürfte da eine erkleckliche Summe zusammenkommen! Diese Kosten müsste man ehrlicherweise zu den Brutto-Gesamtkosten von 3,1 Mio. € für die Umgestaltung des Zumsteinwiesen-Areals dazurechnen.

Und damit nicht genug: Die gefällten Bäume müssen schließlich wieder „ersetzt“ werden. (Sofern das überhaupt möglich ist, denn wo ist überhaupt Platz dafür?) Man kann durchaus größere Bäume kaufen und verpflanzen. Ob das Sinn ergibt und ob von „ersetzen“ die Rede sein kann, ist eine andere Sache. Denn auch ein solcher Baum braucht immer noch Jahre, um die Größe und den ökologischen Wert eines ausgewachsenen Alt-Baumes zu erreichen.

Aber angenommen, man würde größere Exemplare pflanzen: Ein Baum mit 7-9 m Höhe, 3-4 m Breite und 60-70 cm Stammumfang kostet schon mal über 9.000 € zuzüglich Umsatzsteuer, Kosten für die Pflanzung und 3 Jahre Anwachspflege. Aktuell pflanzt die Stadt laut Auskunft der Grünpflege im Schnitt 1,5 Bäume pro gefälltem Baum nach. Werden sechs Bäume gefällt, müssten demnach neun neue gepflanzt werden. Das ergibt nach Adam Riese dann noch einmal mindestens 80.000 € an Steuergeldern, eher mehr.

Ach, und da fällt mir noch was ein: Die Kosten für die Fällarbeiten für sechs große Bäume und zahlreiche Sträucher sind ja auch noch nicht einberechnet, diese dürften sich grob geschätzt auf 10 bis 15.000 € belaufen…

Mein Fazit für alle, denen der ökologische Wert von Bäumen egal ist: Zumindest am monetären Wert der Bäume gibt’s nichts zu rütteln! Im Zweifel ist es allein aus finanziellen Gründen angeraten, sie wenn irgend möglich zu erhalten.