Unsere Familie hat einen ganz besonderen „Weihnachtsbaum“. Genau genommen ist es gar kein Baum, sondern eine Thujahecken-Upcycling-Mogelpackung. Und das kam so: Vor vielen Jahren hatte sich bei uns die Tradition etabliert, einen „Adventsbaum“ aufzustellen. Anfang Dezember kaufte ich bei einem Kemptener Baumarkt immer ein Bäumchen im Topf und wir erfreuten uns die gesamte „stade Zeit“ an dieser duftenden Deko. Bis zu dem Tag vor drei Jahren, als mir bewusst wurde, dass die Bäumchen 1. gar keine oder nur verstümmelte Wurzeln hatten und deshalb nie überlebten, und 2. irgendwo in Rumänien unter (ökologisch und sozial) fragwürdigen Bedingungen produziert wurden und eine weite Reise hinter sich hatten. Gar nicht gut, befand ich, und beschloss, das nicht mehr zu unterstützen.

Mann und Kinder protestierten jedoch. Eine Alternative aus Metall oder Holz kam in ihren Augen nicht infrage, der Adventsbaum musste grün sein und duften. Die Rettung kam, ganz unverhofft, von meiner Mutter. Ihre Thuja-Hecke musste sowieso dringend eingekürzt werden, und so kappte sie kurzerhand zwei Spitzen, die wir kunstvoll zu einem kleinen Bäumchen arrangierten. Wer uns jetzt für ein bisschen verrückt hält, hat vielleicht Recht, aber mit dieser Lösung sind seitdem alle glücklich: meine Mutter ist ihren Grünschnitt los, ich habe ein ökologisch reines Gewissen und vor allem: der Familienfrieden ist gesichert.

Bei Gesprächen in meinem Freundeskreis stellte sich heraus, dass es weitere originelle und halbwegs nachhaltige Lösungen für das jährliche Weihnachtsbaum-„Problem“ gibt:

J. hatte jahrelang eine Fichte im Topf, die exklusiv für die Weihnachtsfeiertage nach drinnen geholt wurde. Das restliche Jahr verbrachte der Baum in einer schattigen Ecke im Garten. Der Baum wurde allerdings inzwischen zu groß und hat bei Freunden im Forst eine Heimat gefunden.

C. hat Freunde mit einem landwirtschaftlichen Betrieb, die ihre Weiden sowieso regelmäßig von Baumschösslingen befreien müssen. Seit Jahren gehen sie an den Tagen vor Weihnachten gemeinsam auf Baum-„Jagd“ – und einer der Baumschösslinge bekommt bei C. noch einen letzten großen Auftritt als Weihnachtsbaum.

M. bastelt dieses Jahr mit ihrer Familie einen Baum aus gestapelten Holzscheiten. Auf die Absätze, die entstehen, werden Stumpenkerzen gestellt.

Über weitere Ideen, Anregungen, gerne mit Foto, freuen wir uns. Nächstes Jahr machen wir rechtzeitig vor Weihnachten eine Ideensammlung, versprochen!

(Gesine Weiß)