Ob Familien-Treffen auf Zoom, maskenfreier Einkauf im Internet oder Schul-Unterricht online – spätestens seit Corona wird die flächendeckende Digitalisierung als eine Art Heilsbringerin gefeiert. Aber Moment mal: ist sie auch für Umwelt und Klima ein Gewinn? Auf den ersten Blick scheint die „Entmaterialisierung“ Ressourcen zu schonen: Digitale Bücher ersetzen gedruckte und sparen damit Papier oder Druckplatten, Online-Meetings ersetzen Geschäftsreisen. Klingt eigentlich nach einer guten Sache.

Auf den zweiten Blick ist es nicht ganz so einfach. Darauf brachte mich erst kürzlich ein Beitrag meines neuen Lieblings-Podcasts Autokorrektur. In zwei Folgen geht der Journalist Robin Schäfer der Frage nach, wie viel CO2 bei der Produktion einer Folge seines Podcasts entsteht. Das Ergebnis überrascht – und bringt einen zum Nachdenken, wie viel Energie die meisten von uns tagtäglich unbemerkt verbrauchen. Hier sei es verraten (Achtung Spoiler!): für die Internet-Recherchen am PC verbraucht er etwa doppelt so viel CO2 wie für die Reisen zu seinen Interviewpartnern! (Nachzuhören in den Folgen #03 Darum bleiben wir unserem Auto treu und #08 Warum autofrei leben glücklich macht.)

Kurz darauf stieß ich auf einen Flyer des VerbraucherService Bayern: „Unterhaltungs- und Informationsgeräte verursachen mittlerweile mehr als ein Viertel des Stromverbrauchs in einem durchschnittlichen Haushalt“, ist hier zu lesen. Und nicht nur das: „Die Internetnutzung verursacht bereits heute etwa dieselbe Menge an Kohlendioxid wie der Flugverkehr. Für das Laden einer einzigen Website sind es durchschnittlich 6,8 g CO2.“

Wer macht sich schon klar, dass selbst eine E-Mail ohne Anhang bereits etwa 10 Gramm Kohlendioxid verursacht, was der Klimabilanz einer Plastiktüte entspricht? Oder dass jede in einem Postfach gespeicherte E-Mail unterbrechungslos viele Server antreibt? Verrückt, oder? Diese und weitere Fakten mitsamt hilfreichen Tipps zum ressourcenschonenden Umgang mit digitalen Technologien bietet der Flyer NACHHALTIG ONLINE – Trägt Digitalisierung zum Klimaschutz bei? des VerbraucherService Bayern.

Oftmals helfen schon kleine Veränderungen von Gewohnheiten. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, mir zukünftig die ein oder andere Mail zu sparen und lieber wieder öfter zum Telefon zu greifen. Und mein Postfach werde ich auch konsequenter ausmisten. Der Volksmund weiß es schon lang: manchmal ist weniger eben mehr (in dem Fall Klimaschutz).