Einfahrt in die Kronenstraße: Geht’s hier bald weiter?

Die Stadt meint’s Ernst mit der Förderung des Radverkehrs und hat ein externes Planungsbüro beauftragt, ein Radwegenetz auszuarbeiten. Um die konkreten Bedürfnisse von Radfahrer*innen einfließen zu lassen, wurde am Mittwoch, 14.10. ein Radwegenetz-Workshop veranstaltet. Mark Isop und ich (Gesine Weiß) waren als Vertreter des Freundeskreis für ein lebenswertes Kempten (der gemeinsam mit Scientists For Future auch Kempten muss handeln initiiert hat) dabei. Neben Stadträt*innen des Ausschusses für Mobilität und Verkehr waren außerdem Vertreter des ADFC, der Agenda 21-Gruppe, der Kreisverkehrswacht und der Stadtverwaltung eingeladen. (Mehr zum Workshop im Kreisbote-Artikel “Radeln ohne Risiko”)

Es ist ein echter Lichtblick, dass Kempten sich konkret daran macht, die Netzlücken zu schließen und für mehr Sicherheit für Radler im Straßenverkehr zu sorgen. Der neu zusammengesetzte Stadtrat hat bereits in den Ausschüssen für Mobilität und Verkehr gezeigt, dass man neue Wege in Richtung “fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt“ einschlägt, die Verwaltung ist engagiert und guten Willens. Das stimmt uns sehr optimistisch.

Nichtsdestotrotz wurde auch bei der Vorstellungsrunde beim Workshop klar: bei einigen Nicht-Radfahrer*innen aus CSU und SPD herrscht weiterhin Skepsis gegenüber Rad fahrenden “Verkehrsrowdys“ und die Besorgnis, dass Radfahrer zu Lasten anderer Verkehrsteilnehmer profitieren könnten (Ein Schelm, wer Autofahrer dabei denkt …). Hoffentlich war der Workshop für diese Zweifler ein erster Schritt, zu erkennen, dass auch Radfahrer nur Menschen aus Fleisch und Blut sind, die sicher von A nach B kommen möchten. Vielleicht muss man ihnen noch klarer machen: jeder, der auf’s Rad (um)steigt, ist ein Autofahrer weniger, das heißt weniger Stau auf der Straße und mehr freie Parkplätze.

Wir vom Freundeskreis setzten uns insbesondere für die Kindertauglichkeit der Radwege und die Anbindung der weiterführenden Schulen ans Radwegenetz ein. (Was uns lustigerweise in dem AZ-Artikel über den Workshop den Namen “Freundeskreis für ein familienfreundliches Kempten” eintrug 😉 Nach Rücksprache mit Lehrern, Schülern und Eltern am Carl-von-Linde-Gymnasium warb ich ausdrücklich für einen Radweg am Haubensteigweg und für die Poststraße als Verbindungsachse zur Innenstadt. Diese ist bereits jetzt verkehrsarm und kann durch einfache, kostengünstige Eingriffe radfahrer- bzw. schülerfreundlich umgestaltet werden. Ob das Schließen des Radwegenetzes am Ring ein zentraler Knackpunkt für die Anbindung des CvL ist, bezweifle ich. Die meisten Radfahrer meiden diese vielbefahrene Straße, weil der Lärm und Gestank der vorbeirauschenden Autos und Lkw äußerst unangenehm und gesundheitsschädlich ist!

Die Kempten muss handeln-Unterstützer muss ich wahrscheinlich sowieso nicht davon überzeugen, dass die Anbindung der Schulen (und auch der Vereine) an das Radwegenetz wichtig ist. Gerade die jungen Menschen sind schließlich eine wichtige Stütze der Verkehrswende und damit auch Hoffnungsträger für eines der selbst gesteckten Ziele Kemptens, nämlich den Anteil an Radfahrer*innen am Gesamtverkehr zu stärken und damit die Feinstaub-, Stickoxid- und Lärmbelastung sowie den CO2-Ausstoß in unserer Stadt zu senken. Und wenn ein Radweg für Kinder taugt, dann bietet er auch Senior*innen und allen anderen Radfahrer*innen Sicherheit.

Radfahren ist gesundheitsfördernd, schont Umwelt, Klima und Geldbeutel – auch das Stadtsäckel. Unter’m Strich profitieren alle von mehr Radfahrer*innen. Ich hoffe sehr, dass sich diese Erkenntnis auch noch bei den letzten Skeptikern unter den Stadträt*innen durchsetzt!

(Gesine Weiß)