Endlich finden wieder öffentliche Sitzungen statt! Der neue Klimaschutzbeirat tagte am letzten Dienstag (14.7.2020) erstmals seit der Wahl – im großen Saal des Rathauses. Ein bisschen stutzten die Besucher angesichts der vielen Beschriftungen, die einen Großteil der Sitze als „Kein Sitzplatz“ auswiesen, aber irgendwie kamen doch alle halbwegs Corona-konform unter.
Die neue Vorsitzende Gerti Epple startete mit ihrer frisch-freundlichen Art schwungvoll in ihre Amtszeit. Mit Nachdruck legte sie gleich zu Beginn den Mitgliedern des Klimaschutzbeirates den Masterplan 2050 und den (noch zu beschließenden) Klimaplan 2035 als „unsere Bibeln“ ans Herz. Über die vielen Besucher und das damit verbundene Interesse der Bürger*innen am Thema Klimaschutz zeigte sich Gerti Epple sichtlich erfreut.
Nicht nur die Vorsitzende ist neu (nach dem – nun ja – eher wenig inspirierenden CSU’ler Hiepp wirklich ein Lichtblick!), auch sonst ist eine deutliche Verjüngung festzustellen. Aus der Fridays For Future-Bewegung haben Zwei den Sprung in den Ausschuss geschafft: der FFK-Stadtrat Dominik Tartler sowie Benjamin Gras, als Vertreter des JDAV stimmberechtigtes Mitglied. Tobias Hiepp, Sohn des alten Stadtrats Richard Hiepp, bekundete in der Vorstellungsrunde, er fühle sich als Umweltingenieur hier am richtigen Platz – man darf gespannt sein, wie viel „öko“ in ihm steckt. Auch Stefan Thiemann, der für die Grünen neu im Beirat ist, ist als Umweltmanager vom Fach und stellt in meinen Augen eindeutig eine Bereicherung dar. Dass der Energieberater Dr. Hans-Jörg Barth von der eza! und Antje Schlüter vom Stadtplanungsamt fachlich top sind, muss wohl nicht erwähnt werden, sie sind beide schon lange im Gremium und geben regelmäßig Inputs aus ihren Bereichen. Professor Peylo, der „direkte Draht“ zur Hochschule, ist bereits seit 2019 dabei und zeigte sich wieder ideenreich und sehr interessiert an einer Zusammenarbeit mit der Stadt. Weitere Mitglieder stellen u.a. ZAK und AÜW und die Verwaltung; das Klimaschutzmanagement ist natürlich auch mit von der Partie.
Hier sind alle Mitglieder des Klimaschutzbeirats aufgelistet.
Ein TOP der Sitzung waren die aktuellen „Schlaglichter“ von Klimaschutzmanager Thomas Weiß, mit einigen positiven Nachrichten: z.B. der Bau zweier KiTas im Passivhaus-Standard (Halde Nord und Ludwigshöhe) und die – längst überfällige – Einführung der Mülltrennung an einigen Kemptener Schulen als Pilotprojekt ab dem kommenden Schuljahr. „Good News“ ist auch, dass heuer 22 Stadträte am Stadtradeln teilnehmen (gegenüber einem einzigen in den vergangenen Jahren).
Etwas befremdlich mutet dagegen an, dass die Stadt coronabedingt den jährlichen Mobilitätstag im September auf drei Tage aufspalten möchte. Nein, die Aufspaltung selbst ist nicht befremdlich, eher die Tatsache, dass der Schwerpunkt weiterhin auf dem Auto liegt. Damit wirkt die Veranstaltung wie aus der Zeit gefallen: ein Tag Autoausstellung, ein Tag E-Auto-Ausstellung und ein Tag „der Rest“, wie Rad und E-Rad.
Hans-Jörg Barth stellte die Aktualisierung des Masterplans auf die Pariser Klimaziele vor und machte (erneut) auf die Dringlichkeit aufmerksam, die nötigen Maßnahmen beherzt umzusetzen.
Antje Schlüter berichtete über das geplante Bauprojekt auf dem Saurer-Allma-Gelände. Weil das Thema wirklich spannend ist, möchte ich dazu einen gesonderten Blog schreiben.
Und zu guter Letzt stellte Manuela Härtl-Hiller ihre Pläne für einen Artenvielfaltsgarten auf der Ludwigshöhe vor, welches als ökosoziales Bürgerprojekt unseren urbanen Lebensraum aufwerten soll.
Insgesamt war’s doch wieder ganz interessant. Schön, dass es weitergeht – wir werden berichten.
(Gesine Weiß)