Wie die Leserinnen und Leser dieses Newsblogs wissen, haben wir die Planungen für die Parkstadt Engelhalde (auf dem ehemaligen Saurer-Allma-Gelände) interessiert und mit umwelt- und klimakritischem Blick verfolgt. Schließlich wird mit diesem Projekt die letzte große innerstädtische Fläche bebaut und gerade im Bausektor gibt es sehr viel CO2-Einsparpotential. Auch im Bereich Mobilität bietet die „Parkstadt“ die Chance, zukunftsfähige, nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

Bis einschließlich 18.11. können wir in der Frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit unsere Kritik, Wünsche, Anregungen loswerden. Wir hoffen, dass möglichst viele Bürger*innen von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Dafür muss man kein Bau-Experte sein – „jede Person darf zu den Inhalten der Planung Anregungen und Gedanken einbringen“, schreibt die Stadt. Wir haben ein paar Kritikpunkte zusammengestellt:

  1. Schade ist, dass auch in diesem Quartier die veraltete und flächenfressende Stellplatzsatzung der Stadt Kempten gilt. Die Stellplatzsatzung schreibt vor, wie viele (Auto-) Parkplätze pro Quadratmeter Wohneinheit vorgehalten werden müssen. Es wäre höchste Zeit, den Stellplatzschlüssel zu reduzieren und so die Voraussetzung für ein autoarmes Quartier zu schaffen. Flächen sparen und nachhaltige Mobilität fördern sind das Gebot der Stunde!
  2. Explizit werden keine Fahrradabstellplätze vorgeschrieben, generell sind sie aber laut Textteil zulässig (wow, immerhin!). Aus unserer Sicht sollten ausreichend hochwertige Fahrradstellplätze mit Lademöglichkeiten für E-Bikes sowohl draußen (möglichst überdacht) als auch in den Tiefgaragen vorgeschrieben sein.
  3. Immerhin sind alle Flachdächer mit extensiver Dachbegrünung zu erstellen, ABER: PV ist nicht vorgeschrieben. Solar-/Photovoltaikanlagen sind nur „zulässig“ (wenn die Anlage gestalterisch in die Dachfläche bzw. in die Fassade integriert ist). Und das in diesen Zeiten! Wünschenswert ist eine PV-Pflicht mit Mieterstrommodell.
  4. Fassadenbegrünung ist zu 50% an der Quartiersgarage vorgeschrieben. An anderen Gebäuden leider nicht.

Dann gibt es noch zwei grundsätzliche Punkte, die in den ausgelegten Unterlagen nicht thematisiert werden, die wir aber bereits im Auslobungstext problematisch fanden:

  1. Das Quartier wird ans Fernwärmenetz angeschlossen, doch Fernwärme entsteht in hohem Maße aus Müllverbrennung und ist keine erneuerbare Energie! Zeitgemäß wären Gebäude im Passivhaus-Standard bzw. eine autarke Wärme- / Energieversorgung des Quartiers.
  2. Das Planungskonzept sieht keine Sozialwohnungen vor > das Quartier sollte jedoch eine Mindestmenge an Sozialwohnungen bieten und damit einer Ghettoisierung entgegenwirken!

Wer einen Blick in die Unterlagen werfen möchte, findet alle Infos auf der Homepage der Stadt Kempten unter www.kempten.de/bauleitplanung

Außerdem liegen die Planunterlagen im barrierefrei zugänglichen Eingangsbereich des Verwaltungsgebäudes Kronenstraße 8 aus (Öffnungszeiten: Montag von 8 – 17.30 Uhr, Dienstag bis Donnerstag von 8 – 17 Uhr und Freitag von 8 – 13 Uhr).

Anregungen oder Einwände bitte per Mail direkt an: bebauungsplan@haehnig-gemmeke.de (oder postalisch an Hähnig + Gemmeke Architekten, Katharinenstraße 29, 72072 Tübingen)