Morgen (Donnerstag 10.12.2020) wird dem Bauausschuss die Wettbewerbsauslobung für das „Saurer Allma-Gelände“ zur Entscheidung vorgelegt. Einen schöneren Namen hat das neue Quartier am Engelhalde-Park bekommen: aus dem schnöden „Saurer Allma-Gelände“ wurde auf Anregung des Gestaltungsbeirats das „Quartier an der Leonhardstraße“. Doch was ist mit dem Inhalt? Wir haben die überarbeitete Fassung der Sozialbau unter die Lupe genommen:
Auf den ersten Blick ist die Wettbewerbsausschreibung deutlich „grüner“ angehaucht als noch vor einem halben Jahr: Kempten positioniert sich als „Trägerin des deutschen Nachhaltigkeitspreises“ und wünscht ausdrücklich eine „nachhaltige Stadtentwicklung“. Doch der Teufel steckt im Detail, insbesondere in drei Punkten:
1. Die Auslobung legt für die Energieeffizienz der Gebäude das GEG zugrunde. Dieses verlangt lediglich den niedrigen Effizienzstandard KfW70 und untertrifft damit die Erwartungen an ein „enkeltaugliches“ Quartier bei weitem.
2. Die Auslobung fordert: „vorzugsweise Ziegelbau, wirtschaftlich überzeugende Holzkonstruktion/Holz-(Hybrid) ebenso erwünscht“. Das Problem dabei: was „wirtschaftlich überzeugend“ ist, ist eine Frage der Sichtweise. Wirtschaftlich im Sinne von „günstige Baukosten“ wird wohl viele Entwürfe in nachhaltiger Bauweise von vornherein abwürgen. Für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit im Sinne des Gemeinwohls und der kommenden Generationen muss der gesamte Lebenszyklus der Gebäude betrachtet und die beim Bau entstehende „Graue Energie“ mitgerechnet werden!
3. Das Quartier soll an das Fernwärmenetz angeschlossen werden. Unsere ZAK-Fernwärme ist aber nichts anderes als Müllverbrennung und damit nicht nachhaltig.
Dem Vernehmen nach haben sich Stadträte und Verwaltung den „grüneren Anstrich“ hart erkämpft. Das verdient unseren Respekt. Nur: Man wundert sich, wie viel Macht die Sozialbau in dem Gefüge hat. Für den Bau von städtischen Gebäuden gilt längst Passivhausstandard. Die Sozialbau ist, vereinfacht gesagt, in städtischem Besitz – man sollte meinen, dass die Stadt bei diesem Projekt echte Nachhaltigkeit einfordern kann und nicht vom „goodwill“ des Bauherrn abhängig ist.
Damit das neue Quartier ein zukunftsweisendes Klimakommunen-Vorzeigeprojekt wird, müssen strengere, konkrete Nachhaltigkeits-Standards eingefordert werden. In einem Brief an den Bauausschuss hat der Freundeskreis Lebenswertes Kempten/Kempten muss handeln diese Verbesserungsvorschläge formuliert:
Wir hoffen, der Bauausschuss bessert nach und sind gespannt auf die Diskussion im Bauausschuss!
(Gesine Weiß)
*Über die erste Fassung der Wettbewerbsauslobung siehe News-Beiträge „Fünf Hektar Zukunftschancen“ und „Wohnen am Engelhalde-Park“.