Rote Linie gegen die Ausbaupläne am Grünten, Demo am 3.10.2019
Foto: Juliane/Ferdinand Brausewetter

Der BUND und die Bürgerinitiative „Rettet den Grünten“ jubeln, wir jubeln mit: Der geplante massive Ausbau der Grüntenlifte ist gekippt, wie der Bürgermeister von Rettenberg am Mittwoch, 25.1.2023 offiziell bekanntgab. Wir hatten in diesem Blog mehrfach über die Ausbaupläne berichtet. Eine massive Flächenversiegelung, die Rodung von mehreren Hektar Bergwald, erhebliche Eingriffe in geschützte Biotope und das europäische Fauna-Flora-Habitat-Gebiet, (noch) mehr Autoverkehr und Tagestourismus wären die Folgen gewesen. Aus Umwelt- und Klimaschutzsicht eine Katastrophe. Der BUND äußert sich in einer Pressemitteilung wie folgt zum Stopp des Großprojektes:

„Einmal mehr wird am Grünten klar: Großerschließungspläne in den bayerischen Alpen stoßen auf erheblichen Widerstand in der Bevölkerung und lassen sich nicht mehr durchsetzen“, so Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz. „Jetzt geht es darum, gemeinsam mit Bürger*innen, Tourismuswirtschaft und Umweltverbänden ein naturnahes Tourismuskonzept für den Grünten zu entwickeln, bei dem die Tier- und Pflanzenwelt nicht unter die Räder kommt. Wir fordern Wirtschaftsminister Aiwanger auf, Fördermittel von Schneekanonen und Seilbahnen in naturnahe Tourismuskonzepte umzulenken.“

Nicht alle teilen die Begeisterung über das Ende des Mega-Projekts. So zum Beispiel Nikolaus Weißinger, Bürgermeister von Rettenberg, oder Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH. Letzteren zitiert die Allgäuer Zeitung (vom 26.1.2023) mit den Worten „Man muss auch an die Wertschöpfung denken – und die bringen nicht die Gäste mit der eigenen Brotzeitbox“. Auch Stephan Thomae (Bundestagsabgeordneter der FDP) äußert sich auf der Homepage der FDP Oberallgäu kritisch: „Nach der Verkehrswende und der Agrarwende soll jetzt möglicherweise als nächstes die Tourismuswende ausgerufen werden!“ (Äh?! – Ja, gute Idee! Leider findet jedoch schon die Verkehrswende nicht statt, da sie von FDP-Bundesverkehrsminister Volker Wissing massiv blockiert wird…) Die Wertschöpfung bleibe nur dann in der Region, so Thomae weiter, „wenn wir Nachfrage befriedigen, nicht wenn wir bestimmte Moralvorstellungen erfüllen, bevorzugt von Großstädtern aus München, die uns gerne erklären wollen, was für das Allgäu das Beste ist, und offenbar eine sehr romantische Vorstellung vom Tourismus haben.“

Herr Thomae, vielen Dank für diesen Augenöffner! Mir war bisher nicht klar, dass die Münchner Öko-Schickeria das Allgäu unterwandert, um unseren Tourismus zu zerstören! Auch ahnte ich nicht, dass die Demonstranten der „Roten Linie“ am Grünten damals aus der Landeshauptstadt angereist waren. Am End‘ haben die Münchner mit ihren romantischen Moralvorstellungen sogar die Grüntener Grundbesitzer angestiftet, für das endgültige „Aus“ des Projekts zu sorgen?

Wie dem auch sei, ich freue mich einfach nur, dass die „Eventisierung“ unserer Allgäuer Bergwelt in diesem Fall ausbleibt und der Weg nun frei ist für ein zukunftsfähiges, umweltverträgliches, klimafreundliches und naturnahes Tourismuskonzept.