Habe ich in den vergangenen zwölf Monaten gehofft, dass ich eines Tages aufwache und alles wieder so ist wie davor? Nein, denn ich denke, diese Krise hat deutlich gemacht, dass die Gesundheit von Körper, Geist und Seele die wichtigste Grundlage für ein erfülltes Leben ist. Möchten wir dies für uns, unsere Kinder und Kindeskinder erreichen, gilt es jetzt, eine intakte Mitwelt zu schaffen. Dazu gehört auch, dem Leben um uns die Chance zu geben, sich von unseren massiven Eingriffen in die Ökosysteme zu erholen. Im Großen ist das möglich, wenn wir unseren Konsum reduzieren und nachhaltig gestalten. Im Kleinen kann man im Garten und auf dem Balkon entsprechend handeln.

Der aktuelle Kälteeinbruch dämpft nicht nur die Pracht der Frühblüher, sondern auch meine Gartenarbeiten. An den schönen Tagen Ende Februar habe ich meine Totholzhaufen aufgestockt, um den davon profitierenden Käfern – rund 1.000 Arten – noch mehr Lebensraum und Nahrung zu bieten. Unserem Rosmarinbäumchen habe ich einen größeren Topf gegönnt, damit es sich wieder besser entwickeln kann. (Natürlich mit torffreier Bio-Erde. Denn das Moor bleibt besser wo es ist, um CO2 zu speichern!) Aber die Blüte von Salweide, Kornelkirsche, Hasel, Winterling, Märzenbecher, Schneeglöckchen und Krokus war nur von kurzem Nutzen für die Insekten, die bereits unterwegs waren. Für die kalten Tage haben sich die Honigbienen wieder zurückgezogen, genauso wie Falter, Wespen- und Hummelköniginnen.

Falls Sie sich schon einmal gefragt haben, wo um alles in der Welt die Schmetterlinge so früh im Jahr herkommen, hier kommt die Antwort: Sie haben als ausgewachsene Falter in unseren Breiten oder in südlicheren Ländern überwintert. Bei uns suchen sie dafür geschützte Stellen wie hohle Bäume, Höhlen, Mauerritzen, Holzstapel, Gartenhäuschen oder Keller auf. Zitronenfalter, Kleiner und Großer Fuchs, Tagpfauenauge, Trauermantel, C-Falter, Admiral, Distelfalter und Taubenschwänzchen gehören zu dieser Kategorie. Wobei die drei letztgenannten lieber im Herbst in den sonnigen Süden und im Frühling wieder zurück fliegen. Der Distelfalter überwindet auf seinem Weg von Nordafrika nach England und Nordeuropa teilweise mehr als 3.500 Kilometer. Auf ihren Langstreckenflügen orientieren sich die Tiere am Stand der Sonne, am Erdmagnetfeld und an Landmarken wie Küstenlinien und Bergketten. Erstaunlich, nicht?

Alleine die Vögel scheinen dem Wetterumschwung zu trotzen und bauen fleißig weiter an ihren Nestern. Sogar die Stare sind schon angekommen und erfreuen mich mit ihrem aufsehenerregenden Gezwitscher. Kleiber und Eichhörnchen machen sich die Haselnüsse vom letzten Herbst streitig und aus den dichten Benjeshecken kommt die Waldmaus heraus, um Futter zu suchen.

Haben Sie auch beobachtet, dass an den Vogelfütterplätzen wenig los war in diesem Winter? Das kann ich mir nicht so recht erklären. Ich hoffe sehr, dass die Vogelpopulationen dieses Jahr wieder zunehmen. Wer einen naturnahen Garten sein Eigen nennt, darf dazu etwas beitragen. Wer keinen hat, kann auf seinem Balkon einiges zur Artenvielfalt beitragen oder sich in einem der beiden Gemeinschaftsgartenprojekte engagieren, die im Kemptener Osten entstehen: Hortus Natura und der Gemeinschaftsgarten des Vereins Allgäuer Kräuterland.

(Andrea Grünhaupt)

Blühbotschafterin Andrea Grünhaupt beschäftigt sich auch gerne mit „fremden“ Gärten und Balkonen. Wenn Sie ein bisschen Unterstützung bei der Einrichtung einer kleinen oder großen Artenvielfalts-Oase brauchen, melden Sie sich! Hilfe zur Selbsthilfe finden Sie unten.

Zum Thema Insektenfreundlich Gärtnern:

Leitfaden „Artenreiche Lebensräume“ von Andrea Grünhaupt

Liste Insektenfreundlicher Pflanzen von Andrea Grünhaupt

Zum Thema Wildbienen:
https://www.wildbienenschutz.de
http://www.wildbienen.de/index.htm

Zum Thema Naturgarten:
https://www.naturgarten.org
https://hortus-netzwerk.de

Zu Wildbienen und naturnahem Garten:
https://www.naturgartenfreude.de

Lesenswerte Infos bieten auch der Beitrag „Garten bienenfreundlich gestalten“ sowie die Broschüre Der Wildgarten auf der Homepage des BUND Naturschutz.

Für alle Vogelfreunde sei die Homepage des NABU empfohlen, hier gibt es viele Tipps für den vogelfreundlichen Garten.