Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus: der Mobilitätsausschuss kriegt richtig Drive!
Im Ausschuss für Mobilität und Verkehr am 8.2.2022 wurde Tempo 30 in der Feilbergstraße fast ohne Einwände einstimmig beschlossen. (Vielleicht auch, weil es als „kein großer Einschnitt für Anwohner und Bürger“ empfunden wird, wie Helmut Berchtold von der CSU formulierte…?)
Tempo 30 am Hildegardis-Gymnasium zu Schulzeiten wurde ebenfalls einstimmig beschlossen, allerdings mit einigen Einwänden vonseiten der CSU. So meinte Hilde John: „Es ist doch noch nie was passiert, obwohl es die Schule schon lange gibt!“, Josef Mayr misst der Straße eine „große Verkehrsbedeutung“ zu und würde lieber auf Schülerlotsen setzen. Julius Bernhardt von FFK und die Grünen Thomas Hartmann und Stefan Thiemann positionierten sich hingegen klar für die Schulwegsicherheit; die SPD (Wolfgang Hennig) und Freien Wähler gingen mit. Prima! OB Kiechle zeigte sich sehr aufgeräumt und freute sich über die „schöne Diskussion“. Ob nun seine Stimme für Tempo 30 ausschlaggebend war oder die überzeugenden Argumente der Allianz, weiß man nicht, aber am Ende stimmten sogar die CSU’ler unisono für Tempo 30 am „Hilde“.
Ganz anders verlief leider die Diskussion über die Schulwegsicherheit am Carl von Linde-Gymnasium. Trotz ähnlicher Ausgangssituation sieht die Verwaltung hier „keinen Handlungsbedarf“. Die Situation sei „nicht optimal“, aber eventuell könne man „langfristig“ den Ring versetzen, um die Aufstellfläche an der Ampel zu vergrößern. Angesichts der aktuellen Haushaltslage kann man darauf in absehbarer Zeit wohl nicht hoffen. Aber der Ring ist ganz offensichtlich (noch) unantastbar. So forderte Alex Buck von den Freien Wählern zwar bezüglich Tempo 30 Gleichberechtigung für alle Schulen (was unbedingt begrüßenswert ist!), die „rote Linie“ sei für ihn jedoch der Ring. Hm. Letztlich sind manche eben doch gleicher als andere… Bezüglich Radweg-Anbindung beschied die Verwaltung: man denke darüber nach, einen Radweg über die Calgeeranlage in die Bodmanstraße einzurichten. Nur: wo soll’s von dort aus weitergehen? Durch die autodominierte Salzstraße oder mitten durch die ZUM?! Und überhaupt: ist das alles? Meines Erachtens wird es höchste Zeit, dass die angehende Klimaschule – oder eher: ALLE Schulen sicher mit dem Rad zu erreichen sind, und zwar aus allen Richtungen!
Lobend sei erwähnt, dass Julius Bernhardt und die Grünen viele wertvolle Gedanken in die Diskussion einbrachten: man könne doch zumindest eine Simulation machen, wie sich Tempo 50 und auch streckenweise Tempo 30 auf den Ring auswirken (Thiemann); man sollte alles dafür tun, um mehr Menschen dazu zu motivieren, zu Fuß oder mit dem Rad zu kommen – gerade Schüler, die noch kein gefestigtes Mobilitätsverhalten haben (Bernhardt); jede Minderung der Geschwindigkeit würde den Lärm reduzieren, die Kapazität der Straße steigern, die Sicherheit erhöhen (Hartmann). Hoffentlich regen sie damit den Einen oder Anderen zum Nachdenken an.
Die Debatte über Poller am Residenzplatz verlief wieder erfreulicher. Der Fußweg gegenüber den „Langen Ständen“ soll durch (optisch dezente) Poller von der Fahrbahn abgetrennt werden. Damit wird das Parken von Autos auf dem Fußgängerweg unterbunden – eine sinnvolle Verbesserung für Fußgänger, die bislang allzuoft von Falschparkern behindert werden.
Thomas Hartmann kritisierte außerdem „Schaufahrer“ und die starke Verkehrsbelastung im Bereich Residenz-/Hildegardplatz. Er schlug eine Ortsbesichtigung am Markttag bei schönem Wetter vor. Als eingefleischte Marktgängerin wünsche ich mir seit Jahren weniger Verkehr am Hildegardplatz an Markttagen (und gerne auch sonst). Und ich bin definitiv nicht die Einzige. Ob sich Verwaltung und Mobilitätsausschuss überzeugen lassen, verkehrsreduzierende Maßnahmen zu ergreifen? Vor zwei Jahren war das noch undenkbar, doch der neue Stil im Ausschuss lässt hoffen…
Auch ein Geh- und Radweg von Kempten über Neuhausen nach Wiggensbach rückt wieder ins Blickfeld: Mobilitätsmanager Stefan Sommerfeld hofft auf Fördermittel, um das Projekt finanziell stemmen zu können (z.B. aus der „Radoffensive Klimaland Bayern“). Die Verwaltung wurde beauftragt, einen Förderantrag zu stellen. Auch hier heißt es: Daumen drücken!
In der Füssener Straße lehnt sich eine Bürgerinitiative gegen den massiven Verkehr und überhöhte Geschwindigkeiten von Autos und LKW auf. Für Radfahrer, die stadteinwärts fahren, ist diese Hauptroute im Radwegenetzplan gefährlich, da der enge Radweg direkt an parkenden Autos vorbeiführt. Die Querungsbedingungen für Fußgänger sind laut Stefan Sommerfeld „nicht zufriedenstellend“ und angesichts des geplanten Bauvorhabens auf dem Saurer Allma-Gelände besteht dringend Verbesserungsbedarf. Der Mobilitätsausschuss sprach sich einstimmig für die eingehende Untersuchung des Verkehrsraums aus.
Weitere Details zu den TOPs des Mobilitätsausschusses siehe Kreisbote.