Blick über den Tellerrand mit Julia Münsch (Green City Experience)

Pickepackevoll war der Untere Bräuhaussaal der Gaststätte Zum Stift, als wir* die Ergebnisse unserer Umfrage zur Situation in der Salzstraße vorstellten. 90 Interessierte lauschten dem Impulsvortrag von Gastreferentin Julia Münsch (Green City Experience) und unseren Ausführungen zur Salzstraße; im Anschluss wurde darüber lebhaft diskutiert. Schon bei der Umfrage im Sommer 2022 hatte sich abgezeichnet, dass die Salzstraße viele Kemptener*innen bewegt; über 600 Personen gaben in der Umfrage unter anderem darüber Auskunft, was sie an der Salzstraße stört und was sie sich für die Salzstraße wünschen. Dabei kamen nicht nur Fußgänger*innen und Radfahrer*innen zu Wort, sondern zu gleichen Teilen auch Autofahrer*innen. Überraschend dabei: Selbst diese gaben vielfach an, sich von fehlenden Radwegen in der Salzstraße gestört zu fühlen!

Insgesamt rund sieben von zehn Befragten bemängelten das Fehlen von Radwegen (75 %), zu viel Verkehr (74 %) und zu schmale Gehwege (66 %). Viele fühlen sich darüber hinaus durch zu schnell fahrende Autos (58 %) und Lärm (43 %, unter den Anwohnern sogar 62 %) gestört. Fast zwei Drittel (64 %) empfinden die derzeitige Situation als einschränkend für ihre Lebensqualität. Ein deutliches Signal, dass es hier Veränderungen braucht!

Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse schlugen wir mögliche Maßnahmen vor, z.B. Tempo 30 oder die Einrichtung von Radwegen im südlichen Abschnitt der Straße zwischen Lindauer- und Eberhardstraße, einer Maßnahme, die im Mobilitätskonzept 2030 vorgeschlagen wird (das bereits 2018 vom Stadtrat einstimmig verabschiedet wurde). Wo die Salzstraße besonders eng ist, wäre in unseren Augen ein „Shared Space“ die beste Lösung. Wo möglich, sollte die Stadt zudem Flächen entsiegeln und Bäume pflanzen. Zumindest am bisher mit fünf Spuren überdimensionierten südlichen Ende der Straße wäre nach unserem Dafürhalten ausreichend Platz (z.B. am Hotel Peterhof).

Hier geht’s zum Handout mit den vollständigen Ergebnissen (mit Grafiken) und unseren Vorschlägen: lebenswertes-kempten.de/umfrage

Ein ausführlicher Artikel über den Info-Abend ist im Kreisboten vom 21.1.2023 erschienen (s.u.)

Und hier noch zwei inspirierende Artikel zum Thema „Lebenswerte Stadt“ in der Mitgliederzeitschrift des VCD: „Stadt neu denken“ und „Die Stadt als Wohnzimmer“ (fairkehr 5/2019)

Phänomenale professionelle Unterstützung erhielten wir übrigens von Tanja Terruli, Leiterin des Projekts „Straßen für Menschen“ des VCD** – von den ersten Workshops über die Konzeption und Durchführung der Umfrage bis zur Moderation am Info-Abend. Vielen Dank nach Berlin!

Oberbürgermeister Thomas Kiechle, dem Mobilitätsmanager Stefan Sommerfeld und den Mitgliedern des Mobilitätsauschusses haben wir die Ergebnisse ebenfalls übergeben. Nun sind wir gespannt, ob, und wenn ja, welche Vorschläge aufgenommen werden. Wir bleiben dran…

P.S.: Um unseren Vorschlägen Rückenwind zu geben, gibt es Aktionspostkarten (s.u.). Wer unser Anliegen unterstützt und noch eine unterschreiben möchte, möge sich bei mir melden unter flke@posteo.de


* Das Aktionsbündnis „Eine für alle: Salzstraße fairteilen“, bestehend aus dem Freundeskreis Lebenswertes Kempten (FLKE), also den Initiatoren von „Kempten muss handeln“, dem ökologischen Verkehrsclub VCD, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), der Mobilitätsgruppe Agenda 21 und dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND).

** Der ökologische Verkehrsclub VCD ist ein gemeinnütziger Umweltverband, der sich für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität einsetzt. Seit kurzem gibt es auch (wieder) eine Regionalgruppe Allgäu des VCD. Interessierte wenden sich bitte an Volker Windisch unter vow64@web.de